Endlich Urlaub, raus aus dem Alltag, raus aus den Routinen, raus aus dem, was uns tagtäglich umgibt.
Wir fühlen uns frei, freuen uns darauf, den Tag selbst gestalten zu können, ohne die Vorgaben, die sonst auf uns warten.
In der neueren Gehirnforschung hat man herausgefunden, dass es die Vielzahl neuer, ungewohnter Eindrücke ist, die uns einen Tag als lange und erfüllt betrachten lässt. Alle Routinen, bei denen unser Gehirn auf Sparflamme geschaltet ist, lassen uns die mit einer Routine verbrachte Zeit quasi „vergessen“.
Gleicher Ort – gleiche Gedanken
Und ein anderer interessanter Aspekt ist der, dass unsere Denkmuster auch mit der Umgebung verknüpft sein können, in der wir uns wiederholt aufhalten. Beim Betreten des Schlafzimmers schaltet unser Verstand in den Ruhemodus, außer ich verbinde es mit den Geräuschen des Staubsaugers, der zu äußerer Aktivität animiert.
Beim Betreten meines Arbeitsplatzes schalte ich in den Betriebsmodus. Der Sessel, in dem früher ein geliebter Mensch gesessen hat, lässt uns automatisch an ihn denken. Ein bestimmtes Gericht assoziieren wir mit dem Urlaub, in dem wir es genossen haben. Ein bestimmter Geruch versetzt uns zurück in die Kindheit, zu Omas duftenden Weihnachtsplätzchen.
Tapetenwechsel macht frei
Wenn wir uns jedoch an einen Ort begeben, den wir noch nicht kennen, an dem wir noch keine Routinen entwickelt haben, steht uns unser volles Potenzial zur Verfügung. Unvoreingenommen nehme ich das auf, was mir begegnet, Menschen, Räume, Emotionen.
Dieses Jahr habe ich meinen Mann zu einem Kunstkurs auf die Insel Gozo begleitet, wo wir direkt in dem Haus wohnen durften, in dem der Kurs stattfand. Welch ein Erlebnis, dem Hausherrn zu begegnen. Ein echter Gozitano, seit Generationen lebt seine Familie auf dieser kleinen Insel, er hat mit seinen eigenen Händen ein wunderbares Domizil mit Kunstwerkstatt geschaffen. Und sobald er über die Malerei spricht, leuchtet eine solche Liebe dazu in ihm auf, hat er so profundes Wissen, dass ich völlig erstaunt bin.
Wieder einmal durfte ich erleben, wie wunderbar es ist, wenn ich offen und in meiner Persönlichkeit nicht festgelegt bin. Ich begegne faszinierenden Menschen und sie zeigen mir neue Möglichkeiten, wie das Leben auch sein kann.
Neustart überall – außen wie innen
Wenn wir diesen Effekt des Ungebunden-Seins für uns nutzen, spielt es keine Rolle, ob der neue Ort, den wir wählen, fünf oder 5.000 Kilometer von unserer bisherigen Umgebung entfernt ist. Nicht nur Stadtluft macht frei – jeder neue Ort hat das Potenzial, dass wir uns neu fühlen. Nutzen wir es!

